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Die Menschen

An dieser Stelle möchte ich gerne über die Menschen schreiben, denen ich so über den Weg gelaufen bin. Ich bin ja doch neugierig und wenn ich merke, die Menschen reden gerne, dann frag ich natürlich gerne nach. Aber immer denke ich dabei: hoffentlich finden sie es nicht aufdringlich.

 

Meine erste Gastgeberin in Bad Kissingen erzählte mir, nach dem ich ihr berichtete, dass ich gerade meine Ausbildung zur Krankenschwester mache, dass ihrer Mutter das eine Bein abgenommen werden musste und von dem anderen Bein der halbe Fuß. Ich fragte sie, ob ihr Mutter Diabetes habe. Sie bejahte. Hab ich also doch was gelernt in der Ausbildung im Bezug auf Diabetes ;) Dabei erzählte sie mir noch, dass immer wieder der Zucker der Mutter entgleiste… ich wundere mich schon, wie man bei einem Menschen, der schon so geschädigt ist, den Zucker nicht richtig einstellen kann. Zudem hat der Hausarzt auch noch Urlaub… es war eine so freundliche Frau, an die ich mich gerne erinnere. 

 

Meine zweite Gastgeberin war auch so richtig freundlich. Sie stand die ganze Zeit mit ihrem kleinen Rucksack vor mir und ich dachte, na, wo will sie denn hin? Muss sie noch weg? Und dann erzählte sie mir, dass ich mich nicht wundern solle wegen des Rucksacks. Sie hätte ein Kunstherz. Abgefahren! Und total spannend. Ich ließ mir gleich erklären, wie es funktioniert und so. Und, wie es so ist, ihr Pflegedienst ist von der Caritas. Für alle die es nicht wissen: ich bin bei der Caritas angestellt. Jedenfalls war es eine so freundliche Person. Sogar nicht zerfressen von ihren Umständen. Hut ab!

 

Ja, und mein dritter Gastgeber, der am Ende des Jahres in die Schweiz geht, hatte Darmkrebs. Und kommt aus Eberswalde. Dort wo wir unseren Kleingarten haben. Ja, so klein ist die Welt. Und dieser empfahl mir für meine Abendbrot die kleinste Kneipe Nordbayerns. Ich ging hin. Total süß. Es lief Schlager, an der Wand hing ein Playboy Kalender und verraucht war sie auch. Aber ein so netter Gastwirt. 80 Jahre. Hatte vorher für Rhön-Sprudel das Wasser bis nach Berlin gefahren. Ein richtiger Trucker. Ich fragte ihn gleich aus, wie es sich denn so lebt, als Trucker… er erzählte mir, dass er seinen Job geliebt habe. Pro verkaufter Kiste bekam man 20,5 Pfennig dazu. Und, jeder hatte seinen ganz eigenen Truck. Die wurden nicht unter den Fahrern getauscht. Man hatte seinen eigenen Kühlschrank da drin, eine Bar mit Kaffeeautomaten, zwei Schlafmöglichkeiten… irre fand ich das.

 

Ja, und heute, nach meiner dritten Etappe ging ich in eine Kneipe, und musste feststellen, das ich die Leute dort nicht verstand. Platt. Sie redeten Platt und ich verstand gar nichts. Hammer!

 

Ich finde, alle diese Menschen sind etwas besonderes. Alle auf ihre eigene Art und Weise, mit ihren vielen Erlebnissen, Erfahrungen. Ich bin sehr dankbar, dass ich ihnen begegnet bin und sie mir meine Reise verschönert und erleichtert haben durch ihre offenes Wesen.  

Ich freue mich auf weitere Menschen auf meinem Wanderweg!

Eure Lena Leise